10 Indizien, die dafür sprechen, dass du es mit einem Druckkostenzuschussverlag zu tun hast

Woran kannst du Druckkostenzuschussverlage erkennen? Wann sollten bei dir alle Alarmglocken schrillen? Ich habe einmal zehn Indizien aufgelistet, die dafür sorgen sollten, dass du sehr genau nachfragst, bevor du einen Vertrag unterschreibst. Und zwar nicht nur beim Verlag, sondern bei jemandem, der dich unabhängig, neutral und qualifiziert berät.

Dieser Text ist Teil einer kleinen Reihe zu Druckkostenzuschussverlagen. Lies dazu auch:

Druckkostenzuschussverlage erkennen: Achte auf diese Warnsignale

„Verlag sucht Autor“ – wer sein Manuskript bereits länger mit sich herumträgt, schon viele Absagen von Verlagen erhalten hat und nun endlich veröffentlichen will, antwortet vielleicht doch einmal auf eine solche Werbeanzeige. Und gerät damit schnell in die Fänge eines Druckkostenzuschussverlags. Achtung – das kann teuer werden!

Bei aller Freude über das Angebot für einen Verlagsvertrag: Bleib ruhig und unterschreibe erst einmal nichts. Am wichtigsten ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und das Angebot sorgfältig zu durchleuchten. In der folgenden – nicht abschließend zu verstehenden – Liste sind zehn Indizien aufgeführt, die dein Misstrauen wecken sollten. Sie können darauf hinweisen, dass du es mit einem Druckkostenzuschussverlag zu tun hast.

1. Indiz: Der Verlag taucht auf der Liste „Nein zu Druckkostenzuschussverlagen auf“

Der erste, schnellste und wichtigste Schritt: Kontrolliere, ob der Verlag in dieser Liste bei Nein zu Druckkostenzuschussverlagen auftaucht. Wenn ja: Finger weg!

2. Indiz: Eine verdächtige Google-Ergebnisliste

Unternimm eine gründliche (!) Recherche bei Google oder einer anderen Suchmaschine zum Verlag, zum Verleger und zu den Personen, die dahinter stehen und mit denen du Kontakt hast. Geh dabei über die ersten zwei Ergebnisseiten bei Google und Co. hinaus. Die vorderen Einträge auf Ergebnislisten lassen sich durch ein geschicktes Reputationsmanagement von unliebsamen Einträgen säubern. Werde misstrauisch, wenn auf den ersten Plätzen bei Google nur Einträge in kostenlosen, öffentlichen Presseboxen oder Ähnliches zu finden sind. Solche Pressemitteilungen kann der Druckkostenzuschussverlag sehr leicht selbst anlegen – das ist Selbstdarstellung und damit mit Vorsicht zu genießen! Auf den hinteren Ergebnisseiten tauchen dann vielleicht doch noch Warnungen auf.

3. Indiz: Negative Stimmen in Foren

Frag in Autorenforen (zum Beispiel im Deutschen Schriftstellerforum – DSFo) konkret nach Erfahrungen mit diesem Verlag und den Personen dahinter. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Die Druckkostenzuschussverlage beobachten solche Foren genau (Stichwort Google Alert) und sorgen schnell für Lobeshymnen. Warte ein paar Tage ab und kontrolliere dann die Antworten. Echte Autoren und Autorinnen brauchen möglicherweise mehr Zeit für ihre Beiträge als jemand, dessen Aufgabe darin besteht, solche Foren zu scannen und das Meinungsbild gegebenenfalls in die „richtige“ Richtung zu lenken. Sobald ein Autor von negativen Erfahrungen berichtet oder eine Autorin Kosten anspricht, ist das ein deutliches Warnsignal.

Tipp: Kontrolliere bei Lobhudeleien für einen Verlag einmal, wie lange die lobenden Personen schon Mitglied in den Foren sind. Oft werden Konten sehr kurzfristig eingerichtet, um dann bei genau dieser Frage mitschreiben zu können.

4. Indiz: Pompös klingende Verlagsnamen (von denen du aber vorher noch nie gehört hast …)

Lasse dich nicht von einem serösen Auftreten, pompös klingenden Verlagsnamen (die auffällig häufig den Namen von bekannten, seriösen Verlagen ähneln), einer noblen Adresse und einer professionell wirkenden Webseite blenden. Wenn man unseriösen Menschen ihre Unseriosität schon ansehen würde, wäre vieles im Leben leichter.

5. Indiz: Werbung à la „Verlag sucht Autor“

Macht der Verlag im Internet oder anderweitig Werbung à la „Verlag sucht Autor“, „Autor gesucht“ oder „Wir verlegen dein Buch“? Glaub mir: Seriöse Verlage schalten solche Werbung in der Regel nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel, etwa wenn es um sehr spezielle Themen geht, bei denen die Autorensuche schwierig ist). Seriöse Verlage bekommen ohne jede Werbung mehr Texte zugeschickt, als sie verarbeiten können. Sie stöhnen eher angesichts der Flut der unverlangt eingesandten Manuskripte, als dass sie um noch mehr betteln würden. Wirbt ein Verlag aktiv um die Erstlingswerke von Autoren und Autorinnen, ist das ein Warnsignal, das du ernst nehmen solltest. Besonders fies ist eine entsprechende Werbung in Seniorenzeitschriften, die auf den Wunsch älterer Menschen abzielen, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und zu veröffentlichen.

6. Indiz: Der Verlag hat dich über Twitter und Co. angeschrieben

Der Verlag hat dich über Social Media, etwa über Twitter, angeschrieben? Natürlich beobachten auch herkömmliche Verlage die verschiedenen Social-Media-Kanäle, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie dich darüber ansprechen, ist sehr, sehr gering. In diesem Fall ist ein sehr gründliches Durchleuchten des Verlags mehr als sinnvoll.

Gleiches gilt auch für Agenten: Wenn du von einer Agentur angesprochen wurdest oder durch aggressive Werbung bei Google etc. auf diese Agentur aufmerksam geworden bist, solltest du misstrauisch sein und das Angebot auf Herz und Nieren testen (lassen). Hier der Link zu Wolfgang Tischers Warnung vor der Agenten-Druckkostenzuschussverlag-Masche: „Rodja Smolny und Lindbergh & Well: Bauernfängerei unter arglosen Autoren

7. Indiz: Der Vertrag weicht deutlich vom Mustervertrag ab – zu deinen Lasten

Vergleich den dir angebotenen Vertrag mit dem Mustervertrag des Verbands Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Kontrolliere jede Abweichung kritisch. Oft kommt gleichzeitig mit dem Vertragsentwurf ein Kostenvoranschlag, den du unterschreiben sollst, bevor das Buch erscheinen kann. Spätestens dann sollte bei dir das Misstrauen geweckt sein.

8. Indiz: Eine programmatische Handschrift ist nicht erkennbar

Such den Verlag einmal bei Amazon und sichte die Ergebnisse. Erkennst du eine programmatische Handschrift? Oder veröffentlicht dieser Verlag jedes Buch zu jedem Thema (solange der Autor oder die Autorin bereit ist, für die Veröffentlichung zu zahlen)?

9. Indiz: Die Bücher wirken unprofessionell

Schau dir die Bücher des Verlags bei Amazon an. Wirken die Cover professionell? Sind die Amazoneinträge gut gefüllt (eine gute Buchbeschreibung umfasst mehr als drei Sätze)? Wenn Rezensionen vorhanden sind: Wie viele sind es? Kann es sich dabei um Fakes handeln (der Rezensent schreibt eine Besprechung für dieses eine Buch, dann nie wieder)? Gibt es eine Leseprobe (die fehlt bei Büchern aus Druckkostenzuschussverlagen in der Regel)?

10. Indiz: Ein Berater rät von einer Veröffentlichung in diesem Verlag ab

Lass dich beraten – und zwar von jemandem, der sich in der Branche auskennt. Der einschätzen kann, ob dein Manuskript wirklich veröffentlichungsreif ist, ob der Preis für das Lektorat und die weiteren Dienstleistungen angemessen ist (das ist eigentlich nur beim Selfpublishing relevant, bei Verlagsverträgen sollte der Verlag dies übernehmen), ob der Verlag bekannt ist und seine Versprechen realistisch sind. Die Einschätzung eines Verlagsvertrags aus rechtlicher Sicht ist wichtig, aber nur ein Schritt – die Bewertung der Konditionen kann ein Anwalt oder eine Anwältin oft nicht sicher vornehmen, weil auch er oder sie den Buchmarkt nicht kennt. In diesem Bericht geht es um eine Autorin, die sich anwaltlich beraten ließ und dennoch auf einen Druckkostenzuschussverlag hereinfiel.

All das sind Indizien, aber keine Beweise. Entscheidend ist immer, wie die Vertragskonditionen konkret aussehen. Unterschreib keinen Vertrag, wenn von dir hohe Vorauszahlungen oder die Übernahme von Kosten beispielsweise für das Lektorat verlangt werden. Lass dich beraten!

In aller Regel gilt: Bei einem seriösen Verlagsvertrag fließt Geld nur in eine Richtung: vom Verlag zum Autor bzw. zur Autorin. Alles andere ist fragwürdig und muss gründlich durchleuchtet und auf Seriosität geprüft werden!

Abb.: 279photo-Studio-shutterstock

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  1. […] Wie du diese schwarzen Schafe der Verlagsbranche erkennst, hat meine Kollegin Cordula Natusch in einer kleinen Blogreihe genau erläutert, lies dort weiter (und lass sie schön von mir grüßen 😉 […]

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