Druckkostenzuschussverlag und Selfpublishing: Wo liegt der Unterschied?

Moment mal! Der Autor oder die Autorin trägt die Kosten, der Verlag macht kein Lektorat, ebenso wenig Marketing – das ist doch nicht nur bei Druckkostenzuschussverlagen so, sondern auch beim Selfpublishing. Worin liegt denn da der Unterschied? Warum kann ich als Beraterin meinen Kunden das Selfpublishing empfehlen, rate aber von Druckkostenzuschussverlagen (DKZV) dringend ab?

Es gibt einige entscheidende Unterschiede zwischen Druckkostenzuschussverlagen und dem Selfpublishing. Die wichtigsten lauten Kosten, Transparenz und Qualität.

Dieser Text ist Teil einer kleinen Reihe über Druckkostenzuschussverlage. Lesen Sie auch:

Was ist Selfpublishing überhaupt?

Stark verkürzt läuft das Ganze so: Im Selfpublishing veröffentlichen Sie als Autor oder Autorin Ihr Buch selbst und nutzen dafür die Plattform eines Anbieters wie BoD, KDP, Epubli etc. Sie bekommen dort eine ISBN, Platz auf dem Server für Ihre Buchdatei, ein Listing bei den großen Vertriebsplattformen wie Amazon, Thalia etc. Kauft jemand Ihr Buch, sorgt der sogenannte Distributor dafür, dass es gedruckt und verschickt oder als E-Book ausgeliefert wird, zieht das Geld ein, behält eine Provision und schüttet einen gewissen Anteil an Sie aus. Leistungen wie ein Lektorat, Korrektorat oder Werbung werden nur auf Anforderung und gegen zusätzliche Gebühren erbracht.

Zwischen den einzelnen Anbietern und Angeboten gibt es natürlich noch zahlreiche Unterschiede, die im konkreten Einzelfall berücksichtigt werden müssen, hier aber keine Rolle spielen. Außerdem gibt es noch die Variante, dass Sie sich als Autor und Autorin auch den Schritt über die Distributoren sparen und Ihr Buch komplett in Eigenregie herausbringen, auch dies lass ich jetzt einmal unberücksichtigt.

Unterschied 1: Druckkostenzuschussverlage sind viel zu teuer

Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Druckkostenzuschussverlag und dem Selfpublishing ist die Höhe der Kosten. Durchschnittlich bezahlt ein Autor oder eine Autorin ca. 5000 Euro an einen Druckkostenzuschussverlag, um das Buch zu veröffentlichen  – oft sogar wesentlich mehr: von fünfstelligen Beträgen ist die Rede.

Bei Selfpublishingdienstleistern fallen dagegen zunächst einmal (wenn überhaupt) sehr geringe Kosten an. BoD beispielsweise nimmt für die Veröffentlichung eines Manuskripts als E-Book und Printbuch mit ISBN 19 Euro bei einem Jahr Vertragslaufzeit. Bei Epubli und Amazons KDP ist die Veröffentlichung sogar komplett kostenlos (Stand: Januar 2020). Die Distributoren verdienen an den verkauften Büchern, wobei wohl die Masse der verlegten Titel der entscheidende Faktor ist.

Unterschied 2: Selfpublishingdienstleister kommunizieren transparent

Druckkostenzuschussverlage locken Autorinnen und Autoren mit vielen Versprechen: Lektorat, Korrektorat, ein professionelles Cover, Werbung etc. – all das würde der Verlag für Ihr Buch veranlassen, wenn Sie erst einmal den (überteuerten) Vertrag unterschrieben hätten. Gemacht wird davon in der Regel wenig bis gar nichts, wie die fertigen Publikationen aus diesen Häusern zeigen. Weder ist klar, wie sich die Kosten zusammensetzen, noch lässt sich nachvollziehen, wie der angebliche Lektor oder die angebliche Korrektorin nun gearbeitet hat.

Selfpublishingdienstleister wie BoD, KDP, Epubli, Tredition etc. arbeiten dagegen transparent. Hier ist die Aussage klar: „Wir bieten nur die absolut notwendige Grundausstattung, um einen Text ausliefern zu können. Um den Rest müssen sich unsere Autorinnen und Autoren selbst kümmern.” Zwar ist es bei allen Anbietern möglich, weitere Dienstleistungen hinzuzubuchen, die aber haben eine klare Kostenstruktur und eindeutige Leistungsbeschreibungen. Die Arbeiten lassen sich nachvollziehen.

Unterschied 3: Im Selfpublishing können Sie den Prozess und die Qualität steuern

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich schon das Lektorat und das Korrektorat, ein Cover, das Marketing und alles Weitere bezahle, dann will ich auch selbst bestimmen, mit wem ich zusammenarbeite und wie das Ergebnis aussieht. Dann suche ich mir meine Dienstleister und Dienstleisterinnen gewissenhaft aus, begleite und kontrolliere ihre Arbeit, lasse ein Cover designen, das zu meiner CI passt, erstelle für mein Buch gemeinsam mit Profis einen Marketingplan, der mit meinen sonstigen Marketingaktivitäten harmoniert, etc. All hat erhebliche Auswirkungen auf die Qualität einer Publikation, auf ihren Erfolg und auf den Nutzen, den das Expertenbuch dem eigentlichen Business spendet.

Bei einem Druckkostenzuschussverlag bezahlen Sie zwar viel Geld, geben aber alle Steuerungsmöglichkeiten komplett aus der Hand. Sie finanzieren das Lektorat, können aber nicht bestimmen, wer es durchführt. Bei den meisten Druckkostenzuschussverlagen ist fraglich, ob ein Lektorat überhaupt gemacht wird, die Ergebnisse (die fertigen Bücher) sprechen dagegen. Ihr Buch bekommt vom DKZV ein Cover verpasst, aber eines, das weder professionell ist noch zu Ihrem Unternehmen passt. Marketing? Vergessen Sie’s.

Unterschied 4: Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen sind für herkömmliche Verlage verbrannt

Auch wenn das Selfpublishing längst keine Notlösung mehr ist, möchten viele Autoren und Autorinnen doch lieber in einem herkömmlichen Verlag veröffentlichen. Sie wünschen sich, dass das Buch – erst einmal in Eigenregie erschienen – vielleicht doch noch von einem Verlagslektor oder einer Verlagslektorin entdeckt wird und dass sie doch noch ein Angebot für einen Verlagsvertrag bekommen.

Büchern aus dem Selfpublishing werden von den Verlagen mittlerweile sehr ernst genommen. Ich kenne Fälle, in denen es nur wenige Wochen gedauert hat, bis ein Verlag nach Erscheinen des Buchs mit dem Autor oder der Autorin Kontakt aufgenommen und einen Vertrag für den Selfpublishingtitel angeboten hat. Das sind Bücher aus dem Selfpublishing, die mit allergrößter Sorgfalt geschrieben, überarbeitet und produziert wurden, die auf jeder Seite Qualität ausstrahlen. Solche Bücher sind für Verlage natürlich interessant.

Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen erfüllen diese Voraussetzungen nicht. Hier waltet in den allermeisten Fällen keine Sorgfalt, die Qualität ist schwach. Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen werden von Verlagslektoren und -lektorinnen nicht einmal angeschaut, dafür ist deren Zeit zu wertvoll.

Investieren Sie an den richtigen Stellen

Es mag bequemer sein, sich von den Aufgaben loszukaufen, die auf Autoren und Autorinnen im Selfpublishing zukommen. Und es ist verständlich, dass jemand, der sich im Buchmarkt nicht auskennt, an dieser Stelle zurückschreckt und nach einfacheren Lösungen sucht. Aber diese Bequemlichkeit und Einfachheit sind bei Druckkostenzuschussverlagen teuer erkauft. Zum einen, weil sehr hohe Kosten anfallen, zum anderen aber, weil die Qualität in der Regel den Bach hinuntergeht.

Sie müssen durch den Prozess des Büchermachens nicht allein durch. Für die Summen, die Druckkostenzuschussverlage verlangen, können Sie sich nicht nur sehr gute Dienstleister und Dienstleisterinnen leisten, sondern auch eine qualifizierte Beratung und ein Projektmanagement buchen. Bevor Sie einem Druckkostenzuschussverlag fünfstellige Beträge in den gierigen Rachen werfen, suchen Sie sich besser jemanden, der Sie seriös berät und Ihnen hilft, die verschiedenen Fäden im Publikationsprozess im Selfpublishing in den Händen zu behalten.

Abb.: Andrey Popov-AdobeStock

2 Kommentare
  1. Martin Schörle
    Martin Schörle sagte:

    „BoD beispielsweise nimmt für die Veröffentlichung eines Manuskripts als E-Book und Printbuch mit ISBN 19 Euro bei einem Jahr Vertragslaufzeit.“
    Die 19 € sind meines Wissens nur für die ISBN. Obiger Satz vermittelt aber den Eindruck, dass auch die Herstellung des Buches enthalten sei.

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    • CordulaNatusch
      CordulaNatusch sagte:

      Die Herstellkosten entstehen beim Print-on-Demand-Verfahren erst nach der Bestellung des Buchs (da erst dann gedruckt wird) und sind vom jeweiligen Käufer zu tragen. Wenn der Autor/die Autorin für den Eigenbedarf bestellt, trägt er in diesem Moment auch die Kosten. Wenn aber Leser und Leserinnen ein Exemplar erwerben, bezahlen sie auch die Herstellkosten. Der Selfpublisher bzw. die Selfpublisherin hat dann damit nichts weiter zu tun.

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