Wie Druckkostenzuschussverlage das Selfpublishing für ihre Masche nutzen

Eigentlich hätte man denken können, dass mit dem Boom des Selfpublishings und der Digitalisierung der Spuk der Druckkostenzuschussverlage vorbei ist. Immerhin ist es mithilfe der Selfpublishingdistributoren für jeden Autor und jede Autorin sehr einfach und preiswert geworden, das eigene Buch zu veröffentlichen. Und es gibt zahllose Möglichkeiten, sich umfassend zu informieren. Leider zeigt die Erfahrung, dass die Pseudoverlage nicht vom Markt verschwunden sind. Im Gegenteil, sie nutzen die Digitalisierung und den Selfpublishingtrend, um mit der Unerfahrenheit von Autorinnen und Autoren Reibach zu machen.

Dies ist der vierte Teil einer Reihe über Druckkostenzuschussverlage. Lesen Sie hierzu auch:

DKZV können die Autorinnen und Autoren heute leichter erreichen

Waren Druckkostenzuschussverlage früher darauf angewiesen, dass Autorinnen und Autoren auf Werbeanzeigen wie „Autoren gesucht” oder „Verlag sucht Manuskripte” reagierten, können sie heute unter unbedarften Selfpublishern und Selfpublisherinnen auf Raubzug gehen. Einfach bei Amazon in den entsprechenden Kategorien suchen, die Autoren und Autorinnen ansprechen und in Lobeshymnen ob der Bücher ausbrechen. Wer weiß, vielleicht fällt ja der eine oder die andere auf die Masche rein.

Gleiches gilt für die Social Media. Zahllose Autorinnen und Autoren nutzen entsprechende Hashtags, um sich untereinander zu vernetzen. Für einen DKZV ist es ein Leichtes, die Anfänger und Anfängerinnen in diesen Threads zu identifizieren und zu versuchen, sie in einen überteuerten Vertrag zu locken.

Druckkostenzuschussverlage unter dem Deckmäntelchen des Selfpublishings

Und damit nicht genug: Druckkostenzuschussverlage setzen auch auf das Selfpublishing ganz direkt. So ist die Website self-publishing.com verbunden mit der Europäischen Verlagsgesellschaften GmbH, zu der die bekannten Druckkostenzuschussverlage Paramon, Deutsche Literaturgesellschaft, Österreichische Literaturgesellschaft und Schweizer Literaturgesellschaft gehören. Ebenfalls Teil dieses Konglomerats sind meinbu.ch, das als Selfpublishingplattform fungiert, und die Seite autorenberater.de, ein „Beratungsblog” für Autoren und Autorinnen, der aber nur eine Werbeplattform für die Angebote der Europäischen Verlagsgesellschaften ist.

self-publishing.com: Details in der Zusammenarbeit sind entscheidend

Wie self-publishing.com funktioniert, hat Matthias Matting hier beschrieben. Letztlich besteht das „Angebot” darin, dass das E-Book auf dem Server von selfpublishing.com hochgeladen wird und damit im Shop dieses Anbieters verfügbar ist. Das war es aber auch schon. Keine ISBN, keine Anbindung an den Buchhandel, an Amazon oder sonst irgendwas. Wer mehr will, also beispielsweise eine ISBN, muss dafür bezahlen, und zwar ordentlich. Die gleichen Dienstleistungen gibt es woanders für einen Bruchteil der Kosten.

Damit dient die Seite self-publishing.com vor allem als Köder: Wer hier auf den Link „Ich will einen „richtigen” Verlag” klickt, findet dahinter Verweise zu den oben genannten Durckkostenzuschussverlagen – googlen Sie einfach mal den jeweilige Verlagsnamen + Erfahrung, also beispielsweise „Paramon + Erfahrung”. Wollen Sie sich und Ihrem Buch das wirklich antun?

autorenberater.de: Werbeplattform statt Beratungsblog

Ähnliches gilt für die angebliche Ratgeberseite „autorenberater.de”. Letztlich handelte sich dabei um eine Werbeplattform für die vielfältigen Angebote der Europäischen Verlagsgesellschaften. Hier findet sich ein Verweis auf self-publishing.com – ohne jede kritische Bemerkung oder auf andere Anbieter hinzuweisen (was bei einer seriösen Ratgeberseite Pflicht wäre). Und wer auf den Reiter „Verlage” klickt, bekommt eine Übersicht über die Druckkostenzuschussverlage der Europäischen Verlagsgesellschaften, aber keinen Hinweis darauf, dass es noch viele, viele weitere Verlage im deutschsprachigen Raum gibt, die von den Autoren und Autorinnen keine Beteiligung an den Herstellkosten der Bücher verlangen. Was für eine Beratung soll das sein?

meinbu.ch: Völlig überteuerte Selfpublishingangebote

Und was ist mit meinbu.ch? Da kostet eine Veröffentlichung als E-Book mal locker 690 Euro – verglichen mit den 0 Euro, die beispielsweise Epubli nimmt, oder den 19 Euro bei BoD – und da ist das Printbuch schon dabei. Printbücher beginnen bei meinbu.ch übrigens bei 2790 Euro (Stand Januar 2020). Das sollte als Argumente genügen.

Auch im Selfpublishing gilt also: Augen auf und wachsam bleiben. Lassen Sie sich von jemandem beraten, der sich in der Materie auskennt.

Abb.: Kletr – shutterstock

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