Kleinverlage – warum sind sie für dich als Businessautor interessant?

Viele Experten und Expertinnen haben Kleinverlage nicht auf dem Schirm, wenn es darum geht, ihren Ratgeber oder ihr Sachbuch zu veröffentlichen. Sie hoffen auf einen Vertrag mit einem der großen Verlagshäuser. Und wenn sie von dort eine Absage erhalten, geben sie schnell auf. Dabei kann es sich lohnen, das Manuskript auch den kleinen oder mittelständischen Verlagen zur Veröffentlichung anzubieten.

Vorteile kleiner, unabhängiger Verlage

Es ist verständlich, wenn sich Autoren und Autorinnen bei der Verlagssuche überwiegend auf die Großverlage konzentrieren. Diese sind stark im Buchhandel vertreten und die Presse berichtet über ihre Bücher. Gelegentlich gelingt es ihnen sogar, Titel auf den Bestsellerlisten zu platzieren. Die kleinen, eher unbekannten Verlage bekommen da wesentlich weniger Aufmerksamkeit. Dabei bieten Klein- und Indieverlage für dich als Autor oder Autorin oft viele Vorteile.

  • Viele der kleinen, in der Regel unabhängigen Verlage (auch Indieverlage genannt) sind ganz klar positioniert. Sie versuchen, ein sehr spezifisches Thema von möglichst viele verschiedenen Seiten zu betrachten. Wenn der verlegerische Schwerpunkt beispielsweise „China“ lautet, kann es sein, dass nicht nur Literatur aus China verlegt wird. Im Programm finden sich auch Sachbücher zur chinesischen Gesellschaft, Ratgeber zur chinesischen Wirtschaft und ein Kochbuch zur chinesischen Küche. Dein eigentliches Business, das du mit deinem Expertenbuch fördern willst, besteht darin, deutsche Unternehmen bei ihrem Markteintritt in dem asiatischen Land zu beraten? Dann kann dein Expertenbuch hervorragend in das Programm genau dieses einen Verlags passen.
  • Wenn der Verlag einen guten Ruf für genau diese Nische hat, färbt dies auf dein Buch ab. Das richtige programmatische Umfeld macht deutlich: Hier hat jemand Ahnung vom Thema. Es kann für dich einen erheblichen Zuwachs an Renommee bedeuten, dort ein Buch zu publizieren.
  • In einem spezialisierten Verlag findest du Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen, die sich in deinem Thema auskennen. Das kann in der Überarbeitungsphase deinen Text noch einmal deutlich verbessern.
  • Es ist häufig einfacher, in einem kleinen Verlag einen Verlagsvertrag zu bekommen – vor allem als Erstautor oder Erstautorin. Während die ganz großen Verlag in der Flut unaufgefordert eingesandter Manuskripte förmlich ertrinken, werden Indieverlage oft übersehen. Aber auch sie müssen ihr Programm jede Saison neu füllen. Voraussetzung ist natürlich auch hier, dass deine Idee marktfähig ist, du dein Manuskript sauber verfasst hast, das Exposé für genau diesen Verlag passend geschrieben ist etc.
  • In einem kleinen Verlag bist du mit deinem Buch nicht nur ein Autor oder eine Autorin unter sehr vielen. Die Betreuung ist damit oft viel persönlicher als bei Großverlagen. Du kannst hier viel über den Buchmarkt lernen. Oft entsteht aus der Zusammenarbeit sogar gleich die Idee für das nächste Buch.
  • Verlage mit einem thematisch eng umgrenzten Thema sind bei ihrer Zielgruppe in der Regel bekannt. Als jemand, der sich professionell mit Büchern und damit auch mit Typografie beschäftigt, schätze ich beispielsweise den Verlag Hermann Schmidt und seine wundervoll hergestellten Bücher sehr.
  • Diese Verlage sind in der Regel auch gut mit ihrer Zielgruppe vernetzt. Sie kennen deren wichtigsten Veranstaltungen und Events und sind oft auch dort vor Ort. So war der Bramann Verlag aus Frankfurt, der unterem anderem den Vertrieb für den Leitfaden Freies Lektorat (herausgegeben vom Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren, VFLL) übernimmt, mit einem Büchertisch auf einer der VFLL-Fachtagungen vertreten. Mehr Zielgruppennähe geht nicht!
  • Gleiches gilt auch für die Fachmedien, zu denen in der Regel ein guter Kontakt besteht.
  • Auch wenn Kleinverlage das nicht gern hören: Eine Veröffentlichung bei ihnen kann das Sprungbrett hin zu einem Großverlag sein. Aber ein Wechsel will gut überlegt sein. Möglicherweise ist es besser, als Erfolgsautor oder -autorin bei einem kleinen Verlag zu bleiben, statt bei einem großen Haus unterzukommen und dort nur einer unter sehr vielen zu sein. Beim Kleinverlag können alle gemeinsam wachsen und Erfolge feiern.

Nachteile kleiner, unabhängiger Verlage

  • Bücher aus solchen kleinen Verlagen haben es deutlich schwerer, in Buchhandlungen, aber auch in den breiten Medien präsent zu sein. Es ist also schwierig, mit deinem Sachbuch oder Ratgeber eine breite Masse an Lesern und Leserinnen anzusprechen. Viele Verleger und Verlegerinnen setzen aber stattdessen auf neue innovative Vertriebsmöglichkeiten: Sie haben einen eignen Shop, arbeiten mit Abo-Modellen und sind in den relevanten sozialen Medien sehr aktiv. So lösen sie sich aus der Abhängigkeit vom Buchhandel.
  • Das Marketingbudget bei diesen kleinen Verlagen ist oft gering. Teure Vermarktungskampagnen sind also nicht zu erwarten. Aber die guten Kontakte und Netzwerke, die Kleinverlage oft haben, können das wieder wettmachen. Außerdem sind in Indieverlagen oft Enthusiasten und Enthusiastinnen am Werk, die großes Engagement zeigen und so viel bewegen. Übrigens solltest du auch bei großen Verlagen nicht davon ausgehen, dass die sich für den Verkaufserfolg deines Buchs richtig ins Zeug legen (es sei denn, dein Buch ist der A-Titel des jeweiligen Programms). In beiden Fällen wirst du also selbst viel für die Vermarktung deines Buchs machen müssen.
  • Vielen kleinen Verlagen geht es wirtschaftlich eher schlecht (weshalb es eine gute Idee ist, sie beim #indiebookday zu unterstützen). Das kann auch für Autoren und Autorinnen nervenaufreibend werden.
  • Kleinverlag ist nicht Kleinverlag. Wenn du dich auf die Suche nach Häusern machst, die als Geschäftspartner für dein Expertenbuch infrage kommen, musst du genau hinschauen, welche Vertragskonditionen dir geboten werden, welche Qualität die publizierten Bücher bieten, wie professionell gearbeitet wird etc. Allerdings ist das bei Großverlagen nicht anders.

Wenn du als Autor oder Autorin nicht bei einem großen Verlag unterkommst (oder unterkommen willst) und für dich das Selfpublishing mit all dem Drum und Dran ausschließt, dann kann für dich der Weg über einen Klein- oder Indieverlag eine gute Alternative sein.

Abb.: Kudryashova Vera-shutterstock

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