Veröffentlichen im Verlag – Vor- und Nachteile
Ein eigenes Buch in einem renommierten Verlag ist ein herausragendes Marketinginstrument und ideal geeignet, um sich als Experte oder Expertin zu positionieren. Für die meisten Autoren und Autorinnen ist das der bevorzugte Veröffentlichungsweg. Allerdings gibt es hier wie immer Vor- und Nachteile.
Ein Ratgeber, Sach- oder Fachbuch auf der Bestsellerliste gilt als eines der wirkungsvollsten Mittel, um in die „erste Liga“ der Coachs, Beraterinnen, Speaker oder Trainerinnen vorzustoßen. Eine Veröffentlichung in einem bekannten Verlag ist daher der verständliche Wunsch vieler. Allerdings bleibt dieser Wunsch oft auch unerfüllt.
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Inhalt
Die Vorteile einer Verlagspublikation
Ein Verlagsvertrag bringt für Coachs, Beraterinnen, Speaker oder Trainerinnen viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Vor allem gilt: Auch bei einer Veröffentlichung in einem Verlag gibt es keine Garantie auf den Erfolg und auf einen Platz auf der Bestsellerliste. Zu groß ist die Konkurrenz, zu schwankend das Publikumsinteresse
Besonders wichtig: das Renommee
Nach wie vor besitzen Bücher, die in einem Verlag erschienen sind, bei vielen Lesern und Leserinnen ein höheres Renommee als solche aus dem Selfpublishing. Das ändert sich aber zunehmend!
- Zum einen, weil so mancher Verlag an der Qualität spart und den Büchern kein Lektorat und kein Korrektorat mehr gönnt. Oft wird auch der Buchsatz nach China oder Indien ausgelagert, mit gelegentlich schrägen Ergebnissen …
- Zum anderen, weil viele Selfpublisher genau den gegenteiligen Weg gehen, sich professionalisieren und in Qualität investieren: Sie lassen ihre Ratgeber, Fach- und Sachbücher lektorieren, korrigieren und professionell setzen, achten auf ein verkaufsstarkes Cover und kümmern sich aktiv um die Vermarktung.
So verschwimmen die Unterschiede.
Der Verlag übernimmt Vertrieb und Vermarktung
Das ist für viele Autorinnen und Autoren der wichtigste Pluspunkte bei einem Verlagsvertrag: Verlage haben eigene Vertriebs- und Marketingabteilungen mit einer guten Anbindung an den Buchhandel, bringen die Titel in alle wichtigen E-Book-Verzeichnisse und betreiben Werbung für ihre Publikationen. Zudem verfügen sie oft über gute Kontakte zur Presse und können so leichter Rezensionen, Vorabdrucke oder Interviews platzieren.
Die ganze Bandbreite der Marketingaktivitäten kommt allerdings in der Regel nur den Spitzentiteln der jeweiligen Verlagsprogramme zugute. Alle anderen Bücher erhalten wesentlich weniger Aufmerksamkeit – von Verlagsseite und damit auch von Kundenseite. Zumal das nächste Programm bereits entsteht, während das laufende Programm verkauft werden soll. Für Bücher, die sich bis zum Erscheinen der neuen Titel nicht durchgesetzt haben, gibt es meist auch keine Marketingbudget mehr.
Außerdem erwarten die Verlage mittlerweile, dass du als Autor oder Autorin selbst für die Vermarktung intensiv tätig wirst. Teilweise wird sogar gefordert, einen Teil der Auflage selbst abzunehmen.
Verlage zahlen ein (wenn auch meist geringes) Honorar
Auch wenn das für die meisten Coachs, Beraterinnen, Trainerinnen und Speaker nicht das ausschlaggebende Argument ist: Wer einen Verlagsvertrag ergattert, erhält meist ein Autorenhonorar, häufig unterteilt in einen Vorschuss und eine Umsatzbeteiligung. Die Höhe fällt ganz unterschiedlich aus und ist unter anderem abhängig vom Bekanntheitsgrad des Autors oder der Autorin. Besonders viel ist es aber in der Regel nicht.
Wenn du schon einen großen Namen mitbringst, kannst du aber einen höheren Vorschuss aushandeln als jemand, den (noch) niemand kennt. Gleiches gilt für die Umsatzbeteiligung an den Verkäufen deines Ratgebers, Sach- oder Fachbuchs. Reich wird man vom Bücherschreiben meist nicht.
Mein Tipp: Sieh das Buch in erster Linie als Marketinginstrument, nicht als Einkommensquelle!
Lektorat und Korrektorat übernimmt der (seriöse) Verlag
Normalerweise sollte sich ein Verlag bei den Titeln aus seinem Verlagsprogramm um ein gutes Lektorat und ein gründliches Korrektorat kümmern. Und das schon aus eigenem Interesse, denn immerhin fallen schlechte Publikationen auf ihn selbst zurück. Die Praxis zeigt aber, dass sehr viele Verlage mittlerweile an diesen Stellen massiv sparen. Frag also konkret nach, ob es ein Lektorat und Korrektorat für dein Buch geben wird. Und halt diese Absprachen vertraglich fest.
Übrigens: Wenn sich ein Verlag diese Leistungen und darüber hinaus auch den Druck teuer bezahlen lässt, handelt es sich um einen sogenannten Druckkostenzuschussverlag. Dann gilt in der Regel: Hände weg!
Layout, Satz, Cover, Konvertierung ins E-Book-Format
Ohne diese Leistungen gibt es kein Buch oder E-Book. Jede Publikation braucht ein vorab festgelegtes Layout und der Text muss in dieses Layout gesetzt werden. Ebenso ist ein Cover notwendig und sei es noch so einfach. Wenn dein Ratgeber, Fach- oder Sachbuch als E-Book vertrieben werden soll, müssen die Daten in die entsprechenden Formate konvertiert werden.
Auch bei diesen Punkten gibt es große Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Verlagspublikationen. Übrigens wird an diesen Stellen oft durchaus deine Mitarbeit als Autor und Autorin erwartet, etwa indem du in eine vorgefertigte Vorlage hineinschreibst. Die Erfahrung zeigt, dass das nicht immer gut funktioniert und häufig zu unsauberen Ergebnissen führt.
Die Nachteile einer Verlagspublikation
Diesen Vorteilen stehen aber auch einige entscheidende Nachteile gegenüber.
Der Weg zum Verlagsvertrag ist lang und steinig
Die erste und größte Hürde für Autorinnen und Autoren ist, überhaupt erst einmal einen Verlagsvertrag zu ergattern. Zwar brauchen alle Verlage regelmäßig neue Manuskripte, um ihr Programm zu füttern. Aber die Auswahl ist streng: Das geplante Buch muss zum Verlagsprofil passen, das Thema muss aktuell sein, die Schreibe des Autors oder der Autorin überzeugen etc.
Für dich als Autor und Autorin ist das ein mühsamer Weg. Du musst die entsprechenden Verlage und Ansprechpartner heraussuchen, die jeweiligen Anforderungen an die Manuskripte recherchieren, das Exposé anpassen, einschicken, nachfragen …, um dann am Ende häufig doch eine Absage zu erhalten. Eine Alternative ist, über einen Agenten zu gehen, der die Buchidee in den Verlagen vorträgt. Aber auch die arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Manuskripte, die keine Aussicht auf eine Veröffentlichung haben, werden gleich aussortiert.
Veröffentlichungsrechte gehen an den Verlag
Damit ein Verlag dein Buch überhaupt veröffentlichen darf, musst du als Coach, Beraterin, Trainer und Speakerin zuvor die entsprechenden Rechte an ihn abgeben. Und das kann sehr weitreichend sein: Du als Autor oder Autorin darfst dann – je nach Vertragsgestaltung – die betreffenden Texte nicht mehr anderweitig publizieren, etwa auf deiner eigenen Homepage. Und du musst unter Umständen hinnehmen, dass deine Ratgeber, Fach- und Sachbücher als sehr preiswerte Sonderausgaben „verschleudert“ oder dass Restexemplare verramscht werden.
Kaum Mitsprache bei Cover und Klappentexte
In der Regel hast du als Autor oder Autorin keine Mitspracherechte bei der Covergestaltung und bei der Formulierung der Klappentexte. Hier stehen Marketinggesichtspunkte im Vordergrund. Und so mancher ist mit den Ergebnissen unzufrieden.
Keine Kontrolle über Dienstleistungen
Autoren und Autorinnen nehmen in der Regel an, dass alle Verlage mit professionellen Lektorinnen, Korrektoren, Grafikerinnen und Setzern zusammenarbeiten. Die meisten Verlage tun das auch – viele allerdings aus Kostengründen auch nicht. So sehen die Bücher dann auch, zum Ärger der Urheber und Urheberinnen. Oder möchtest du mit einem schlecht lektorierten und fehlerbehafteten Buch in Verbindung gebracht werden?
Honorar ist gering
Zwar zahlt ein Verlag ein Autorenhonorar, allerdings fällt das in der Regel eher gering aus. Wenn sich dein Buch plötzlich zum Bestseller entwickelt, kann eine niedrige Umsatzbeteiligung für Ärger sorgen, weil der größte Teil des Geldes beim Verlag landet und du nur einen kleinen Anteil bekommst.
Mittlerweile kommt es auch immer häufiger vor, dass Verlage von ihren Autoren fordern, einen Teil der Auflage selbst abzunehmen. Das schmälert das Honorar erheblich. Kalkulier mit spitzer Feder, ob sich die Veröffentlichung in einem Verlag noch lohnt oder ob es eher zu einem teuren Abenteuer werden kann.
Der Verlag wird an deiner VG-Wort-Ausschüttung beteiligt
Wenn erst einmal die 2019 beschlossene, heftig umstrittene EU-Urheberrechtsreform in deutsches Recht umgesetzt sein wird, werden Autoren und Autorinnen voraussichtlich wieder einen Teil ihrer VG-Wort-Ausschüttungen an den Verlag abtreten müssen. In manchen Verlagsverträgen finden sich auch schon jetzt Klauseln, die den Verlag in jedem Fall beteiligen.
Es dauert, bis das Buch erscheint
Bis ein Buch alle Stationen in einem Verlag von der Programmplanung über das Lektorat bis zum Druck durchlaufen hat, vergeht viel Zeit. Vielleicht zu viel Zeit, wenn dir als Coach, Beraterin, Trainerin und Speaker ein Trendthema auf den Nägeln brennt. Dann willst du schnell und unkompliziert veröffentlichen, bevor dir die Konkurrenz zuvorkommt. Der Verlagsweg kann dann zu lang sein.
Nischenthemen werden oft abgelehnt
Hinzu kommt, dass sich nicht jedes Thema für die Veröffentlichung in einem klassischen Verlag eignet, etwa Nischenthemen, die nur ein kleines, verstreutes Publikum ansprechen. Und nicht jeder Coach oder Berater, nicht jede Trainerin und Speakerin will im großen Maßstab produzieren. Vielleicht hast du eher den Wunsch, eine kleine Ausgabe eigener Text exklusiv für deine besten Kunden und Kundinnen zu produzieren? In diesen Fällen ist eine Veröffentlichung im Selfpublishing besser geeignet.
Welche Erfahrungen hast du in der Zusammenarbeit mit Verlagen gemacht? Hast du Tipps oder Fragen zum Thema? Dann freue ich mich auf Kommentare und beantworte deine Fragen gern.
Abbildung: alice photo – fotolia
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Sehr schöner Überblick, danke! Dass selbst renommierte Verlage mittlerweile gern beim Lektorat sparen, habe ich eben erst selbst bei meinem Buch erlebt, das im Herbst erscheint. Doch ein Gespräch mit der Projektverantwortlichen, und schon war es möglich, doch zu einem guten Lektorat zu kommen. In Zukunft weiß ich: Das Lektorat ganz unmissverständlich zum Vertragsbestandteil machen. In meinem Vertrag stand, der Verlag habe „das Recht, den Text zu optimieren“. Ich nahm das Lektorat als selbstverständlich an – und erkannte erst dann, dass ein „Recht“ ja noch lange keine „Pflicht“ ist ;-) Da muss man schon genau schauen!
Ja, tatsächlich sind die Klauseln in den Verträgen mittlerweile ganz schön kompliziert geworden. Schön, dass es mit dem Lektorat doch noch geklappt hat. Auf das Buch bin ich schon sehr gespannt.