Schreibtagebuch und Arbeitsjournal

Das Schreibtagebuch und das Arbeitsjournal sind Tools aus der Schreibberatung, mit denen du dich selbst beim Schreiben beobachten und deinen Schreibprozess strukturieren und optimieren kannst. Die Tools und ihr jeweiliger Einsatz sind denkbar einfach, ihr Nutzen ist hingegen groß.

Im Schreibtagebuch hältst du fest, wie es dir beim Schreiben geht, im Arbeitsjournal geht es eher um Informationen rund um das jeweilige Schreibprojekt. Die Grenzen zwischen beiden Tools sind allerdings fließend.

Das Schreibtagebuch: Wie geht es dir beim Schreiben?

Dein Schreibtagebuch ist dein Begleiter während des Schreibprozesses. Darin hältst du all jene Informationen fest, die dir rund um dein Schreibhandeln wichtig erscheinen: objektive Informationen („Heute habe ich im Café geschrieben.“) ebenso wie die subjektiven Empfindungen („Viel zu laut, um konzentriert zu arbeiten.“). Damit ist ein Schreibtagebuch ein sehr persönliches Werkzeug, das du sehr individuell gestalten kannst und solltest.

Welchen Nutzen bietet dir das Schreibtagebuch?

Das Schreibtagebuch hilft dir dabei, dein Schreibhandeln zu beobachten und mit der Zeit sinnvolle, nützliche Routinen zu entwickeln. Mittel- und langfristiges Ziel ist es, deinen Schreibprozess so effektiv und angenehm wie möglich zu gestalten.

Wenn du dein Schreibtagebuch gewissenhaft führst und regelmäßig auswertest, kannst du Gesetzmäßigkeiten in deinem Schreiben feststellen und über die Erkenntnis verstetigen. Du kannst herausfinden, was deinem Schreibflow dient und was ihn verhindert. Langfristig kannst du damit dein Schreibhandeln deutlich verbessern und für dich so angenehm wie möglich gestalten, sowohl bei dem jetzigen als auch bei allen weiteren Projekten.

Was hältst du in deinem Schreibtagebuch fest?

Da es beim Schreibtagebuch in erster Linie darum geht, das individuelle Schreibhandeln zu reflektieren, sollte der Schwerpunkt auf deinem persönlichen Vorgehen und deinem Empfinden dabei liegen. Was erleichtert die das Schreiben? Was behindert dich? Typische Inhalte sind:

  • Datum, Uhrzeit, Dauer
  • Ort
  • Thema und Aufgabe
  • Erfolg, also: „Wie gut habe ich meine Aufgabe erfüllt?“, zum Beispiel: Anzahl der geschriebenen Zeichen oder Wörter
  • Befinden, also: „Wie habe ich mich dabei gefühlt, ist es mir leicht- oder schwergefallen?“

Neben solchen Basisangaben solltest du weitere Angaben festhalten:

  • Umgebung (Ort, Atmosphäre, Lautstärke …)
  • Wetter, Temperatur
  • Pausenzeiten und -gestaltung
  • Störungen
  • Motivation, Effizienz etc.
  • Zufriedenheit mit dem Ergebnis — sowohl quantitativ als auch qualitativ

Mit solchen Angaben trittst du mit dir selbst in den Dialog und spürst dem nach, was für dich wichtig ist — oder auch nicht.

Richte dein Schreibtagebuch nach deinen Bedürfnissen ein

Letztlich liegt die Auswahl der Informationen, die du aufschreibst, bei dir. Das Schreibtagebuch ist dein Instrument, um deine Empfindungen zu dokumentieren und zu reflektieren. Was hilft dir beim Schreiben? Was stört dich? Welche Faktoren haben welchen Einfluss auf dein Schreibhandeln? Es kann daher durchaus sinnvoll sein, die Informationen zu wechseln und einzelne Aspekte gezielt unter Beobachtung zu stellen.

Angenommen, du möchtest wissen, wie sich dein Kaffeekonsum auf dein Schreiben auswirkt. Dann dokumentiere diesen Punkt über einen längeren Zeitraum gezielt: Wie viel Kaffee hast du am jeweiligen Tag getrunken? Zu welchem Zeitpunkt? Hast du eine Veränderung feststellen können? Vielleicht stellst du fest, dass du nach der zweiten Tasse Kaffee zappelig wirst und dich nur noch schlecht konzentrieren kannst. Dann wird es dir leichter fallen, in Zukunft auf die dritte Tasse zu verzichten, um besser ins Schreiben zu kommen.

Das Arbeitsjournal: Was macht dein Projekt?

Im Arbeitsjournal hältst du eher Informationen fest, die dein konkretes Schreibprojekt betreffen.

Welchen Nutzen bietet dir das Arbeitsjournal?

Das Arbeitsjournal hilft dir dabei, den Überblick über dein Schreibprojekt zu behalten, deine Erfolge nachzuverfolgen, Probleme zu identifizieren, die Struktur zu überarbeiten etc.

Was hältst du in deinem Arbeitsjournal fest?

Wenn du nur ein Arbeitsjournal ohne Schreibtagebuch führst, solltest du auch hier die Basisinformationen festhalten, also Tag, Datum, Dauer, Aufgabe und Ergebnis. Hinzukommen

  • To-dos, konkrete Aufgaben, die du für dein Expertenbuch noch erledigen muss (zum Beispiel „Interviewpartner X kontaktieren“, „Aussage Y nachrecherchieren“)
  • nächste Schritte
  • Alternativformulierungen
  • Übungen
  • Rechercheergebnisse, die noch eingebaut werden müssen,
  • spontane Ideen (fürs Marketing, für das nächste Buch …)
  • Quellen, die neu aufgetaucht sind und noch ausgewertet werden müssen,
  • Probleme mit Lösungsansätzen
  • Fragen mit ersten Antworten

Mit solchen Angaben sorgst du dafür, dass du keinen Punkt übersiehst und dass dir keine Aufgabe entgeht. Du behältst den Überblick, was in deinem Text noch zu tun ist, und kannst auch Tage sinnvoll nutzen, an denen du nicht ins Schreiben kommst und lieber recherchierst und Angaben kontrollierst. Alles in allem hilft dir das Arbeitsjournal, dein Schreibprojekt zu organisieren.

Wie unterscheidet sich das Arbeitsjournal vom Schreibtagebuch?

Während sich das Schreibtagebuch eher auf die Befindlichkeiten und Erfahrungen beim Schreiben konzentriert, geht es beim Arbeitsjournal um Faktisches. Die Erkenntnisse aus dem Tagebuch helfen dir langfristig, dein Schreibhandeln zu optimieren, sie wirken über das aktuelle Schreibprojekt hinaus. Das Arbeitsjournal dient dazu, das aktuelle Manuskript zu organisieren und im Griff zu behalten.

In der Praxis ergänzen sich beide Tools natürlich und werden oft auch parallel oder in einem gemeinsamen Dokument geführt.

Formales

Egal, auf welche Art du dein Projekt dokumentierst und begleitest, setze es so ein, dass du den größten Nutzen davon hast.

Medium

Auf Papier oder als elektronische Datei? In einer Excel-Datei oder lieber als Evernote-Notiz? So individuell wie die Informationen, die du gern sammeln möchtest, ist auch die Art und Weise, wie du sie festhältst. Auch hier gibt es keinen besseren oder schlechteren Weg. Wichtig ist, dass du das Dokument gern einsetzt und es dir tatsächlich weiterhilft.

Form

Auch die Art, wie du deine Gedanken festhältst, ist ganz dir überlassen. Du kannst alles in Stichworten oder als Fließtext aufschreiben, einzelne To-dos auf Klebezettelchen schreiben und von Tag zu Tag verschieben, Mindmaps anlegen, mit Sketchnotes arbeiten, ein Kanban-Board anlegen … alles, was dir bei deinem Schreibprojekt hilft, ist sinnvoll. Probier hier verschiedenen Methoden aus und finde deinen individuell richtigen Weg.

Zeitpunkt

Wenn setzt du dein Schreibtagebuch und dein Arbeitsjournal ein — während des Schreibens oder im Nachhinein? Auch das liegt ganz an dir.

  • Wenn du eher ein Arbeitsjournal schreibst, ist es sinnvoll, sich gleich während des Schreibens Notizen zu machen, was dir gerade an To-do, Lücken und Fragen durch den Kopf geht. Nach David Allen, Entwickler des Getting-Things-Done-Prinzips hilft uns ein solches Vorgehen dabei, konzentriert bei der Sache zu bleiben. Unser Gehirn weiß bei einem solchen Vorgehen, dass offene Punkte dokumentiert sind und nicht vergessen werden. So kann es beruhigt zur eigentlichen Aufgabe zurückkehren.
  • Wenn du es dir wichtiger ist, dein Schreibhandeln zu optimieren, ist es besser, dein Schreibtagebuch im Anschluss an das Schreiben zu führen. Denn dann geht es dir ja um deine Empfindungen, darum, wie leicht oder schwer dir das Schreiben fiel, wie zufrieden du mit dem Fortschritt bist. Es handelt sich also um eine Reflexion, die du festhältst, die du im Nachgang vornimmst.

In jedem Fall solltest du beide Instrumente regelmäßig einsetzen, um von ihnen im vollen Umfang profitieren zu können. Es mag auf den ersten Blick aufwendig erscheinen, zusätzlich zum ohnehin aufwendigen Buchprojekt auch noch ein Schreibtagebuch und/oder ein Arbeitsjournal zu führen. Der Nutzen der beiden Tools überwiegt aber den Aufwand bei Weitem.

Schreibe und veröffentliche dein Expertenbuch. Ich berate dich gern zu Konzeption und Planung, begleite dich durch den Schreibprozess und unterstütze dich bei der Veröffentlichung und Vermarktung. Schreibe mir eine Nachricht oder ruf mich an. Ich freue mich, von dir zu hören: +49 40 28800820.

Beste Grüße
Cordula Natusch – deine Expertenbuch-Expertin

Abb.: WaniWani AdobeStock_

5 Kommentare
  1. Prof. LUDWIG NEYSES
    Prof. LUDWIG NEYSES sagte:

    Vielen Dank für diese nützlichen Tips. Das Arbeitsjournal ist ein Printzip, das ich sofort aufnehmen werde. Betr. Schreibtagebuch bin ich ziemlich monoton: Ich schreibe morgens nach dem Frühsport am Computer in meinem Arbeitszimmer. Alles Andere lenkt mich zu sehr ab.

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    • CordulaNatusch
      CordulaNatusch sagte:

      Wie schön, wenn die Schreibgewohnheiten schon so bekannt sind, dass es da überhaupt keine Zweifel gibt. Ich mag solche Routinen sehr.

      Antworten
  2. Franziska Panter
    Franziska Panter sagte:

    Noch ein Artikel mit vielen Tipps. Danke dafür!

    Ich schreibe morgendlich meine 750 Wörter in der Plattform 750words.com. Und ich behaupte, das, was ich tue ist eine Mischung aus Arbeitsjournal und Schreibtagebuch – je nachdem, was mich gerade beschäftigt. Aber das ist ja auch okay so. :)

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  1. […] dir, wie viele Wörter du geschrieben hast – das motiviert. Vielleicht führst du sogar ein Schreibtagebuch oder ein Arbeitsjournal. Schreibe in diesem Fall auch auf, was gut geklappt hat, wie du dich gefühlt hast, welche Probleme […]

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