Buch-PR: In 7 Schritten mit dem Buch ins Wunschmedium
In einem meiner Netzwerke, dem Texttreff, gibt es eine wunderschöne Tradition: Mitglieder beschenken sich zu Weihnachten gegenseitig mit Blogbeiträgen. In diesem Jahr wurde mir als Blogwichtel meine liebe Kollegin Barbara Stromberg zugelost. Habe ich ein Glück! Barbara ist PR-Fachfrau und berät Experten und Expertinnen darin, wie sie in die Presse kommen. Hier kommen ihre Tipps zur Buch-PR: Lesen Sie, wie Sie mit Ihrem Buch in Ihren Wunschmedien erscheinen.
Ich selbst habe meine Kolleginnen Sarah Christiansen und Agnes Veit vom Blog „Zweite Feder“ bewichtelt: Ein Thema – unzählige Möglichkeiten, ein Buch zu schreiben!
In ihren Thesen zur Zukunft für Businessautoren bestätigt Cordula Natusch das, was ich auch denke: Der Markt des Selfpublishings wird weiter wachsen und somit eine große Chance für Experten, sich als solche zu zeigen.
Zwischenfrage: Wann ist man ein Experte? Antwort: Wenn man mehr über ein Thema weiß als die meisten anderen.
Wer also die Vorteile des Expertenseins nutzen will – höhere Honorare, Selbstläufer-Akquise und die Anerkennung der Branche – muss zeigen, dass er oder sie mehr weiß als die meisten anderen. So wird man vom „selbsternannten“ zum „anerkannten“ Experten.
Darüber herrscht Einigkeit.
Ein Buch zu schreiben ist eine gute Möglichkeit, um sich zu zeigen, seine Nische zu besetzen und sich bei seinen Wunschkunden als interessanter Ratgeber zu präsentieren. Was es in der Regel nicht ist: ein bequemer Weg zum Reichtum. Erstens, weil der Ertrag oftmals überschaubar ist und zweitens, weil eben doch Arbeit dahinter steckt, will man durch Qualität überzeugen.
Inhalt
Aber: Was nutzt das schönste Buch, wenn es keiner kennt?
Marketing für das Expertenbuch ist also angesagt. Oder auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, Promotion, Werbung – wie man es auch nennen mag.
Wie schön wäre es da, würde die örtliche oder sogar überregionale Zeitung über das Buch schreiben und es so bekannt machen? Als Selfpublisher – oder Autorin bei einem Verlag, der nicht die nächste Bestsellerautorin in einem sieht – kann das der Durchbruch sein.
Was ist der klassische Weg der Buch-PR, um ein Buch in die Zeitung oder ein Magazin zu bringen?
Man schickt eine Pressemappe zum Buch in die Redaktion (meist in das Kultur- oder Feuilleton-Ressort) und bittet um eine Buchbesprechung. Oder man schickt gleich das Buch mit einem „Waschzettel“ (eine Seite Buchbeschreibung und weitere Infos) dorthin, wie es die großen Verlage oftmals freizügig tun.
Wie stehen die Chancen, dass die Redaktion tatsächlich eine Rezension schreibt?
Eher schlecht. Denn: Meist fehlt die Zeit, sich durch die Stapel von Bücher zu wälzen, die im Laufe der Monate besprochen werden sollen. Zudem fehlt der Platz auf dem Papier, denn bei (großzügig gerechnet) einer bis drei Rezensionen pro Woche (meist in der Wochenend-Ausgabe) beschränkt sich die Redaktion auf die Bücher, von denen man sich viel Begeisterung erhofft. Frische Autoren mit Nischenthemen haben es da schwer.
Die 7 Schritte der Buch-PR
Wenn es mit Rezensionen so schwierig ist, wie bekommt man also sein Buch in Presse, ohne dass die Presse über das Buch schreibt?
Ganz einfach: Über das Thema!
Schließlich ist ja das Ziel, das überhaupt dazu geführt hat, als Fachmann/Fachfrau zu einem speziellen Thema ein Buch zu schreiben, sich als Experte zu diesem Thema zu zeigen.
Also los! Zeigen Sie der Redaktion, dass Sie ein Experte sind.
Hier ist der Weg in 7 Schritten:
1. Schritt: In welches Medium möchten Sie?
Eine lokale Tageszeitung wie die Rheinische Post? Ein überregionales Magazin mit bunten Themen für unterschiedliche Lesergruppen wie der Focus oder der Spiegel? Eine Zeitschrift, die sich an eine bestimmte Lesergruppe wendet wie etwa die Bild der Frau oder die ADAC Motorwelt? Oder soll es eine Fachzeitschrift für eine bestimmte Berufsgruppe sein wie die VDI Nachrichten oder das Deutsche Ärzteblatt? Wählen Sie das Medium, das Ihre Zielgruppe liest und gern auch die lokale Zeitung.
2. Schritt: Worüber und wie schreibt das Medium?
Recherchieren Sie die Themen des Zielmediums. Für wen schreibt die Redaktion, was schreibt sie und wie? Schreibt sie reißerisch über Aufregerthemen auf Stammtischniveau? (wenn Sie in ein solches Medium wollen, rufen Sie mich bitte nie an). Veröffentlicht es sehr nützliche Tipps für aktuelle Probleme der Zielgruppe, die auch Ihre Zielgruppe ist? Volltreffer! Mag es Erfolgsgeschichten, Macher-Stories, möchte es seinen Leserinnen und Lesern unterhaltsame Seiten präsentieren und gibt gern hilfreiche Tipps? Alles in dieser Art ist gut für Ihren Plan. Notieren Sie sich Themen, Schreibtypus und Überschriftenbeispiele und finden Sie heraus, für welchen Typ Leser sie geschrieben sind.
3. Schritt: Wie können Sie Ihr Thema unterbringen?
Sie kennen nun die Art der Themen, die Tonalität und die Zielgruppe für die das Medium schreibt. Nehmen Sie jetzt IHR Expertenthema zur Hand. Welche Aspekte davon passen in das Medium? Denken Sie in Überschriften. Beispiel: Sie haben ein populärwissenschaftliches Expertenbuch zum Thema „Vertrauen“ geschrieben und wollen damit in die „Eltern“. Okay, zu einfach. Dann eben in die „ADAC Motorwelt“.
Ein paar Ideen grob in den Stamm geschnitzt wären vielleicht:
- „Wie erreiche ich, dass mir mein Beifahrer vertraut?“
- „Wie kann ich Vertrauen als Beifahrer lernen?“
- „Warum wir dem Navi oft blind vertrauen“
- „Warum mehr Vertrauen im Straßenverkehr tödlich sein kann“
- „Warum mehr Vertrauen im Straßenverkehr gut sein kann“
- „Kann man heute noch Menschen am Steuer vertrauen?“
Als Experte zum Thema „Vertrauen“ fällt Ihnen sicherlich noch mehr ein, ich bin ja nur Presse-Expertin.
4. Schritt: Wäre das was für Sie?
Schreiben Sie eine E-Mail an das Ressort, das zu Ihren Themenvorschlägen passt. Da Sie ja nicht Ihr Buch promoten wollen, sondern ein konkretes Thema haben, kommt nicht nur das Kulturressort infrage, sondern vielleicht das Wirtschaftsressort, die Politikseiten, die Ratgeberseiten, eine feste Rubrik des Magazins … Selbst in der ADAC Motorwelt gibt es mehrere Ressorts. Da Sie in Schritt 2 das Wunschmedium so genau analysiert haben, wissen Sie ja, welche Ressorts und Rubriken es gibt, und haben das Impressum oder andere Hinweise darauf entdeckt, wer dort schreibt.
Dem- oder derjenigen schreiben Sie eine E-Mail. Kommen Sie gleich zum Thema, machen Sie Vorschläge im Überschriften-Stil, machen Sie den Nutzen für die Leser deutlich, schreiben Sie kurz, was Sie als Experte zu dem Thema befähigt (u. a. DAS BUCH!), verlinken Sie auf Ihre Autorenseite und fragen Sie, ob Interesse am Thema besteht. Freundlich, hilfsbereit und vor allem: professionell-sachlich ohne Werbegeblubber.
5. Schritt: Interview, Reportage, Homestory?
Ja, richtig: Sie haben noch keinen Text vorbereitet. Brauchen Sie auch nicht, denn Sie haben es hoffentlich geschafft, der Redaktion den Mund wässerig zu machen mit Ihren genau auf das Medium und die Zielgruppe passenden Themenvorschlägen.
Hunderte E-Mails bekommt jeder Redakteur – jeden Tag. Ihre aber ist anders, weil Sie genau wissen, wonach er sucht.
Er (oder sie) wird sich also mit viel Glück sofort melden, mit etwas weniger Glück später oder sogar erst in ein paar Wochen oder Monaten. Vielleicht auch nie.
Schicken Sie trotzdem regelmäßig Themenvorschläge an Ihr Wunschmedium. Irgendwann wird man sie erhören, wenn Sie Ihren Job gut machen und passgenaue Themen schicken.
6. Schritt: Darf’s ein bisschen mehr sein?
Die Redaktion findet Ihre Vorschläge super, jemand schreibt über Ihr Thema mit Ihnen als Experte oder Sie werden gebeten, selbst etwas zu schreiben. Hoppla! Holen Sie sich dafür fachliche Unterstützung, wenn Sie nicht firm in Sachen „journalistisches Schreiben“ sind oder ein polarisierendes Thema mit provokanten Thesen vertreten.
Es lohnt sich, denn die Erfahrung zeigt, dass mitunter schon eine Veröffentlichung reicht, um einen steten Strom an weiteren Veröffentlichungen als Experte in der Presse auszulösen. Und das ist es doch, was Sie mit Ihrer Buch-PR erreichen wollen, oder?
7. Schritt: Auf der Kurzwahltaste der Redaktion
Wenn Sie immer sauber abliefern, was die Redaktion begeistert, mitdenken, erreichbar sind und die Abläufe in den Redaktionen nicht stören, sondern erleichtern, werden Sie zum Resident in Ihrem Wunschmedium. Man wird Sie immer wieder fragen, wenn es auch nur im Entferntesten etwas zu Ihrem Thema gibt, später dann auch, wenn es irgendein Thema aus Ihrem Fachbereich gibt, zu dem Sie vielleicht etwas sagen können (falls nicht, finden Sie die Antworten als Service heraus). Und dann kommen auch andere Medien auf Sie zu – schließlich haben Sie sich als gut händelbarer und erfahrener Interviewpartner gezeigt.
Geschafft! Man wird Sie als Experte wahrnehmen und fortan als „Experte zum Thema und Autor des Buchs XX“ kennen. Buch-PR zahlt sich aus!
Zu Barbara Stromberg
Als ausgebildete Journalistin und zertifizierte Werbetexterin (BPWD/TC) hilft sie Unternehmen zu besseren Texten und Experten zu ihrer Stimme in den Medien.
Als Coach für Pressearbeit, Text-Positionierung und Content-Konzepte entwickelt sie in Workshops gemeinsam mit Unternehmern deren Sprache, Themen und Strategien, um durch bessere Texte als Experte in ihrem Bereich wahrgenommen zu werden.
www.experten-texte.de
Abb.: paladin1212-fotolia, Photography Peter Weihs
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Sehr gute Tipps – genauso funktioniert es, das eigene Buch in die Presse zu bringen. Es bringt einfach nichts, nur das eigene Buch oder irgendeinen allgemeinen Pressetext dazu an Redaktionen zu verschicken.
Danke, das Lob geht an Barbara Stromberg. Aber da ich ja sehr lange als Redakteurin gearbeitet habe, kann ich nur zustimmen – ungezielt einfach irgendetwas losschicken bringt nichts. Dafür schneit viel zu viel rein. Und Zeit, all das zu sichten und zu bewerten, hat heutzutage niemand mehr.