10 Vorurteile über das Selfpublishing, die du getrost vergessen kannst

Schlechte Qualität, kein Print, für Businessautorinnen und -autoren uninteressant … über das Selfpublishing herrschen zahllose Vorurteile. Und keines davon ist richtig. Zeit, hier einmal etwas aufzuräumen.

Vorurteil 1: Bücher und E-Books im Selfpublishing haben immer eine schlechte Qualität

Falsch! Die Art der Veröffentlichung – Verlag, Eigenverlag oder Selfpublishing – sagt nichts über die Qualität der Bücher aus. Es gibt herausragende Independent-Titel, die bei Amazon, BoD und Co. erschienen sind. Und es gibt unfassbar schlecht gemachte Bücher, die von renommierten Verlagen wie etwa Springer herausgegeben wurden.

Entscheidend für die Qualität deiner Expertenbücher ist, dass auf allen Ebenen professionell gearbeitet wurde. Dass der Text gut geschrieben, gründlich lektoriert und sorgfältig korrigiert wurde. Dass für ein verkaufsstarkes Cover und einen sauberen Buchsatz gesorgt wurde. All das kann ein Selfpublisher oder eine Selfpublisherin ebenso gut veranlassen wie ein Verlag. Und auch Verlage arbeiten teilweise an diesen Stellen schlampig.

Vorurteil 2: Bücher und E-Books aus dem Selfpublishing werden nicht ernst genommen

Falsch! Bücher aus dem Selfpublishing werden heutzutage sogar sehr ernst genommen.

  • Die Verlage haben – spät, aber immerhin – erkannt, dass da eine Konkurrenz heranwächst. Und die versuchen sie nun zu umarmen. Will heißen: Wenn du einen erfolgreichen Titel im Selfpublishing veröffentlicht hast, spricht dich vielleicht früher oder später ein Verlag an, ob du nicht auch dort veröffentlichen willst. Ob das Angebot dann tatsächlich attraktiv ist, ist eine andere Frage.
  • Bei professionell gemachten Büchern und E-Books merken die Leser und Leserinnen gar nicht mehr, ob sie einen Titel aus dem Selfpublishing oder dem Verlag in der Hand halten. Sie entscheiden nach der Qualität. Und die können Selfpublisher und Selfpublisherinnen wie gesehen ebenso beeinflussen wie Verlage.
Cover Verlag-Selfpublishing
Welcher Titel ist in einem Verlag erschienen? Welcher im Selfpublishing?
Abb.: amazon.de

Vorurteil 3: Wer ein Buch im Selfpublishing veröffentlicht hat, ist für Verlage verbrannt

Falsch! Wie gezeigt, passiert im Grunde genau das Gegenteil. Wenn du als Selfpublisher oder Selfpublisherin ein Buch erfolgreich veröffentlicht hast (also nennenswerte Verkäufe erzielt hast), zeigst du dem Verlag gleich mehrere Dinge:

  • Offensichtlich kannst du schreiben. Der Verlag kann sich dein Buch problemlos besorgen und es als Arbeitsprobe lesen. So erfährt er, wie du schreibst, welche Schwerpunkte du setzt und wie du dein Thema aufbereitest. Das sind wichtige Entscheidungskriterien.
  • Anscheinend gibt es für dein Thema einen Markt, sonst hättest du nicht so viele Bücher verkaufen können.
  • Viele Selfpublisher und Selfpublisherinnen haben einen sehr guten Draht zu ihrer Zielgruppe, vermarkten ihr Buch über ihren E-Mail-Newsletter, ihre Webseite, auf Veranstaltungen etc. Wie gut du dich selbst vermarktest, lässt sich leicht herausfinden. Autorinnen und Autoren, die aktiv Leserbindung und Selbstvermarktung betreiben, sind für Verlage sehr attraktiv.

All dies sind Punkte, die das verlegerische Risiko senken. Das ist natürlich für die Verlagshäuser interessant.

Wie schon erwähnt: Verlage beobachten die Selfpublishingbranche mittlerweile sehr genau und versuchen, sich die „Rosinen“ herauszupicken. Damit geschieht also das genaue Gegenteil: Wer im Selfpublishing publiziert, verbrennt seinen Namen für Verlage nicht, sondern macht ihn (wenn er geschickt vorgeht) erst richtig begehrt.

Eine Zusammenarbeit mit einem Verlag kann sinnvoll sein und dein Business vorantreiben. Aber auch hier gilt: Prüf das Angebot des Verlags sorgfältig! Ist es wirklich gut und dient es deinen Zielen? Oder will der Verlag nur ohne großes Risiko und ohne viel Zutun von deinem Erfolg und den damit verbundenen Mühen profitieren?

Vorurteil 4: Titel im Selfpublishing gibt es nur als E-Books

Falsch! Zwar gibt es einige Dienstleister, die eine Veröffentlichung nur als E-Books anbieten. Aber bei anderen, darunter Amazon, kannst du dein Expertenbuch über das Print-on-Demand-Verfahren sehr einfach drucken und vertreiben lassen. Die großen Anbieter machen die Konvertierung in ein druckfähiges PDF auf ihren Plattformen unkompliziert möglich.

Allerdings kommt da wieder die Frage der Qualität ins Spiel: Es ist einem gedruckten Buch durchaus anzusehen, ob es in Word gesetzt wurde oder ob es ein professioneller Setzer noch einmal bearbeitet hat. Der Aufwand für das Cover eines gedruckten Buchs ist größer, da exakte Maße eingehalten werden müssen. Dadurch fallen mehr Kosten an als für ein E-Book-Cover. Auch die Preisgestaltung unterscheidet sich, ein Buch im Print muss anders kalkuliert werden.

Viele Selfpublisherinnen und Selfpublisher sparen sich diese Schritte und setzen von vornherein nur auf E-Books. Daher gibt es im Selfpublishing einfach mehr E-Books. Ein Naturgesetz ist das aber nicht.

Vorurteil 5: Selfpublishing ist für Businessautorinnen und -autoren uninteressant

Falsch! Wer glaubt, nur die Veröffentlichung in einem Verlag könne das Business eines Trainers, einer Speakerin, eines Coachs oder einer Beraterin voranbringen, verkennt das Potenzial und die Flexibilität, die das Selfpublishing bietet.

Mir fallen zahllose Gründe ein, warum dieser Veröffentlichungsweg auch für dich als Businessautor und -autorin interessant sein kann. Das beginnt beim Inhalt, bei dem du dich lieber nicht reinreden lassen willst, geht über den Wunsch, die Hoheit über alle Rechte zu behalten, und endet noch lange nicht bei Fragen der Covergestaltung und des Marketings.

Die Entscheidung, welche Art der Veröffentlichung die richtige ist, hängt davon ab, welches Ziel du mit deinem Expertenbuch erreichen willst. Verlag, Selfpublishing, Eigenverlag: Alle Wege haben Vor- und Nachteile, die im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden müssen.

Vorurteil 6: Selfpublishing ist nur etwas für Verlierer, die keinen Verlag gefunden haben

Sorry, aber das ist meiner Meinung nach völliger Blödsinn, der noch nie richtig war!

  • Selfpublishing ist nix für Feiglinge! Wer diesen Veröffentlichungsweg wählt, muss sich um alles selbst kümmern – vom Schreiben bis zum Vermarkten. Und sei es nur, dass er oder sie passende Dienstleister und Dienstleisterinnen für die einzelnen Schritte suchen muss. All das zu managen, fordert viel Engagement und Courage.
  • Ein Vertragsangebot zu erhalten, kann sehr einfach sein – wenn man bei den „richtigen“ Verlagen anklopft. Und damit meine ich keine unseriösen Druckkostenzuschussverlage. Auch echte Verlagsgrößen produzieren mittlerweile Bücher ohne jeden Anspruch, sparen sich das Lektorat und das Korrektorat, um ihre Verlagsprogramme zu füllen. Hier geht es meiner Meinung nach nur noch darum, Content zu produzieren, um Datenbanken zu füttern. Die Verträge sind höchst unattraktiv, die Bücher oft von minderer Qualität. Der Autor und die Autorin haben von solchen Publikationen überhaupt nichts. Hier wird ihre Unerfahrenheit ausgenutzt.
  • Einen guten Vertrag in einem der großen renommierten Verlage zu bekommen, hat mit Qualität, aber auch viel mit Glück zu tun. Bei wem landet das Exposé? Zu welchem Zeitpunkt? Trendet das Thema plötzlich in den sozialen Medien? Passt der Titel zum geplanten Programm? Solche Fragen spielen in den Lektoraten eine Rolle – darauf haben Autor und Autorin teilweise nur wenig Einfluss.

Mittlerweile gibt es sogar den gegenteiligen Trend: Autorinnen und Autoren, die von ihren Verlagen enttäuscht wurden, publizieren ihre Bücher im Selfpublishing. Und in den USA treten Indie-Autorinnen und -Autoren bereits mit einem ganz anderen Selbstverständnis auf. Sie sind überzeugt, dass sie ihre Bücher und darüber hinaus die Buchbranche weit besser kennen als jeder oder jede, die im Verlag veröffentlichen.

Zudem gibt es jede Menge sogenannter Hybrid-Autoren und -Autorinnen, die in beiden Welten zu Hause sind. Je nach Buchprojekt und dem damit verbundenen Ziel bemühen sie sich um einen Verlagsvertrag oder veröffentlichen auf eigene Faust – das ist aus meiner Sicht das sinnvollste Vorgehen.

Vorurteil 7: Selfpublishing geht nur über Amazon

Falsch! Tatsächlich gibt es in Deutschland gleich mehrere Anbieter, die um die Gunst der Autorinnen und Autoren werben: Books on Demand (BoD), Epubli, Tredition, Tolino, Neobooks, Xinxii …

Wahr ist allerdings, dass zumindest im E-Book-Bereich Amazon der unangefochtene Platzhisch ist. Wer im Selfpublishing erfolgreich sein will, kommt um diesen Anbieter nicht herum.

Vorurteil 8: Mit dem Selfpublishing kann man kein Geld verdienen

Falsch. Wer es geschickt anstellt, Zeit und Geld in das Marketing steckt und hochwertige Bücher zu einem guten Preis anbietet, kann mit dem Selfpublishing durchaus den einen oder anderen Euro machen. Allerdings müssen die Kosten noch gegengerechnet werden.

Reich werden zwar die wenigsten Autoren und Autorinnen – das ist aber bei Veröffentlichungen im Verlag nicht anders. Tatsächlich haben Selfpublisher und Selfpublisherinnen gerade im Bereich Marketing viel mehr Möglichkeiten als Verlagsautoren und -autorinnen. Und sie können langfristig Erfahrungen sammeln, die dann beim nächsten Buch für bessere Erträge sorgen.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, ein Expertenbuch vorrangig als Marketinginstrument zu sehen, um das eigene Business voranzutreiben.

Vorurteil 9: Als Selfpublisher kommt man nicht auf eine Bestsellerliste

Falsch, zumindest zum Teil! Da stellt sich erst einmal die Frage: Welche Bestsellerliste? Die Spiegel-Bestsellerliste ist für Selfpublisher tatsächlich kaum erreichbar. Ihr liegen vor allem Verkäufe aus dem stationären Buchhandel zugrunde: Und da sind Bücher aus dem Selfpublishing nur spärlich vertreten.

Aber es gibt ja noch andere Bestsellerlisten. Die Bild-Bestsellerliste etwa beruht auf Verkäufen bei Amazon. Hier sind Selfpublisher und Selfpublisherinnen regelmäßig auf den vorderen Plätzen dabei. Den Bestsellerrang bei Amazon selbst können Businessautorinnen und -autoren auch selbst durch geschickte Preisaktionen, Kategorienauswahl, Buchbeschreibungen etc. beeinflussen.

Bildbestsellerliste, Indibuch
Als Indi-Autorin auf Rang 7 der Bild-Bestsellerliste
Abb.: bild.de

Ich bin übrigens überzeugt: Früher oder oder später werden auch Titel aus dem Selfpublishing einen begehrten Platz auf der Spiegel-Bestsellerliste erreichen.

Edit: Das ging schneller als erwartet! 2020 erreichte Frank Thelen mit seinem Buch „10 x DNA: Das Mindset der Zukunft“ einen Platz auf der Spiegel-Bestsellerliste. Das Buch ist nicht in einem klassischen Verlag, sondern im Eigenverlag „Frank Thelen Media“ und damit in einer Unterart des Selfpublishings erschienen.

Vorurteil 10: Bücher aus dem Selfpublishing gibt es nicht im Buchhandel

Falsch, zumindest zum Teil. Auch Selfpublishingbücher tragen im Normalfall eine ISBN und sind damit bestellbar (Bücher, die mit einer amerikanischen ISBN über KDP bei Amazon erscheinen, nur mit Einschränkungen). Grundsätzlich besteht das Problem also nicht.

Allerdings ist die Anbindung an den Buchhandel tatsächlich schlecht. Und das hat nur zum Teil mit einem angeblichen Unwillen zu tun, der den Buchhändlern und Buchhändlerinnen oft unterstellt wird (und gelegentlich auch vorhanden sein mag). Die Gründe sind vielschichtig:

  • Es gibt eine Flut an Publikationen im Selfpublishing. Da ist es für den Buchhandel schwierig, den Überblick zu behalten: Welche Bücher sind wirklich gut und professionell gemacht? Welche kann ich bedenkenlos meinen Kunden und Kundinnen anbieten? Es fehlt eine Instanz, die Orientierung schafft. (Pst! Lieber Buchhandel: Die erwähnte Bild-Bestsellerliste, die Bestsellerauszeichnungen bei Amazon, Wettbewerbe und Auszeichnungen für Selfpublisher und Selfpublisherinnen können helfen.)
  • Im Selfpublishing existieren (noch) keine Strukturen, die der Buchhandel braucht, um wirtschaftlich arbeiten zu können, etwa kostenlose Ansichtsexemplare für die Kollegen und Kolleginnen (und auch für die Kundschaft) oder das Recht auf Remission. Allerdings arbeiten die Selfpublishinganbieter und der Buchhandel gemeinsam an Lösungen für solche Probleme.
  • Der Buchhandel vermutet nach wie vor mangelnde Qualität bei Büchern aus dem Selfpublishing. Und auch wenn die Gleichungen „Selfpublishing = schlechte Qualität“ und „Verlag = gute Qualität“ nicht stimmen, gibt es tatsächlich viele selbstproduzierte Bücher, die einfach grottig sind. Ein Buchhändler, der einmal negative Erfahrungen gemacht hat, wird vorsichtig.

Hier sind die Autoren und Autorinnen selbst gefordert: Nimm Kontakt auf zu den Buchhandlungen. Stell dort dein Buch vor, reich Leseexemplare aus und biete attraktive Konditionen. Und vor allem: Liefere Topqualität! Beim Inhalt, bei der Aufbereitung, beim Cover, bei der Vermarktung. Dann kann der Buchhändler oder die Buchhändlerin der Kundschaft dein Buch mit ruhigem Gewissen empfehlen.

Hast du schon Erfahrungen als Selfpublisher oder Selfpublisherin gemacht? Auf welche Vorurteile bist du dabei gestoßen? Berichte davon in den Kommentaren, ich bin gespannt!

Abbildung: Xuejun li – Fotolia

4 Kommentare
  1. Adrian Graur
    Adrian Graur sagte:

    Ich will mein eigenes Buch drucken lassen. Vielen Dank für alle Tipps bezüglich Selfpublisher. Ich habe auch viel Mal gehört, dass solche Bücher nie zu Bestsellerliste kommen können.

    Antworten
    • CordulaNatusch
      CordulaNatusch sagte:

      Das kommt darauf an, von welcher Bestsellerliste die Rede ist. Wie gesagt, die Bild-Bestsellerliste beruht auf Verkäufen bei Amazon, da sind regelmäßig auch Selfpublishingtitel vertreten. Die Spiegel-Bestsellerliste zieht die Daten aus dem Buchhandel und ist daher schwieriger zu erreichen. Aber 2020 ist auch diese Grenze gefallen: Frank Thelen hat mit seinem Buch „10 x DNA“ aus dem Eigenverlag „Frank Thelen Media“ einen Platz dort ergattert. Ich habe die Information im Text ergänzt.
      Viel Erfolg mit Ihrem Buch!

      Antworten
  2. Uwe Griebsch
    Uwe Griebsch sagte:

    Guten Tag, ich habe 7 Bücher bei BoD veröffentlicht und bin zufrieden. Zwei Werke zur Hochgradpflege® meiner Mutter. Alle Bücher haben natürlich eine ISBN und sind als Print und E-Buch im stationären und online Handel erhältlich. Selbstverständlich sind diese auch in der Deutschen Nationalbibliothek hinterlegt. Meine Hauptplattform zur Werbung ist X (Twitter). Das absolute Hauptproblem ist und bleibt das Marketing, wenn man kein Geld verbrennen möchte. Uwe Griebsch

    Antworten
    • CordulaNatusch
      CordulaNatusch sagte:

      Eine Erfolgsgeschichte – die sind immer besonders schön zu lesen. Vielen Dank dafür.
      Das Marketing ist tatsächlich der Knackpunkt. Allerdings investieren auch Verlage an dieser Stelle nicht mehr wirklich, zumindest nicht in alle Bücher. Diese Aufgabe bleibt also auch bei diesem Veröffentlichungsweg bei den Autorinnen und Autoren.
      Beste Grüße
      Cordula Natusch

      Antworten

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