Was kostet es, ein Buch zu veröffentlichen?
„Was kostet es, ein Buch zu veröffentlichen?“ Diese Frage stellen sich viele Autorinnen und Autoren, die über das Selfpublishing veröffentlichen wollen. „Das kommt ganz darauf an,“ antwortet da die Autorenberaterin. Denn auf diese Frage gibt es ebenso wenig eine pauschale Antwort wie auf die Frage „Was kostet ein Auto?“ Ich versuche aber einmal, ein paar Hinweise zu geben, an welchen Stellen rund ums Veröffentlichen von Büchern Kosten entstehen können.
Inhalt
Zahllose Stellschrauben …
Stell dir vor, du gehst zum Autohändler und fragst „Was kostet ein Auto?“ Dann wird der Händler dir erst einmal viele Fragen stellen, bevor er überhaupt einen ersten Wert nennen kann. Neu oder gebraucht? Kleinwagen oder Luxuslimousine? Basismodell oder Sonderausstattung mit Ledersitzen, Navigationssystem und Speziallackierung? Diese und unzählige weitere Merkmale bestimmen, wie viel dein Auto am Ende kosten wird. Ein altes Auto mit einem kleinen Motor, wenig Rest-TÜV und vielen Kilometern auf dem Tacho gibt es schon für einen dreistelligen Betrag. Ein fabrikneuer Porsche Spyder kostet dagegen über 800.000 Euro und ist damit noch nicht einmal Spitzenreiter in der Klasse der super teuren Autos …
Ebenso ist es mit der Frage „Was kostet es, ein Buch zu veröffentlichen?“: Auch hier gibt es zahllose Stellschrauben, die den Preis beeinflussen.
Bei einer Veröffentlichung über einen Verlag sollten dir als Autor oder Autorin grundsätzlich keine weiteren Kosten für Lektorat und Korrektorat, den Druck etc. entstehen. Wenn der Verlag von dir für diese Leistungen Geld haben will, handelt es sich möglicherweise um einen Druckkostenzuschussverlag. Dann ist es besser, auf die Veröffentlichung in diesem Haus zu verzichten und weiter auf Verlagssuche zu gehen oder über das Selfpublishing zu publizieren.
Veröffentlichungen im Selfpublishing zum Nulltarif sind möglich
Tatsächlich ist es möglich, ein Buch im Selfpublishing zu veröffentlichen, ohne dafür auch nur einen Cent auszugeben. Bei Amazon und Epubli beispielsweise kannst du deine Buchdaten für die Veröffentlichung kostenlos hochladen und erhältst eine ISBN (Stand Juli 2020). Lass deinen Text in eine Dokumentvorlage einfließen, wähl eine der kostenfreien, schlichten Covervorlagen und bugsiere beides auf den Server: fertig ist die Veröffentlichung zum Nulltarif! Niemand kann dich zwingen, für die vorhergehenden oder nachfolgenden Schritte Dienstleister oder Dienstleisterinnen zu buchen.
Um im Autobild zu bleiben: Vielleicht schenkt dir Onkel Heinz seinen alten Twingo. Der ist zwar laut Kilometerstand schon einmal um die ganze Welt gefahren, ganz schön klapprig und hat ein paar Beulen und Kratzer – aber hey, er fährt (noch). Die Frage ist allerdings, wie weit du damit kommst.
An welchen Stellen Kosten auftreten können
Vielleicht aber willst du dein Buch vor der Veröffentlichung doch noch ein wenig polieren. Und ihm nach dem Erscheinen einen guten Start ins Buchleben ermöglichen. Gerade im geschäftlichen Umfeld, in dem du dich mit einem Expertenbuch bewegst, ist es sinnvoll, gemeinsam mit Profis das Beste aus deiner Buchidee zu machen. Unterstützung bekommst du auf Wunsch bei allen Teilschritten der Buchproduktion, der Veröffentlichung und der Vermarktung.
Beratung zu Strategie, Konzeption und Exposé
Wenn du eine Karriere als Businessautor oder -autorin angehen willst, empfehle ich dir dringend, dir eine langfristige Strategie zurechtzulegen. Für den dauerhaften Erfolg am Buchmarkt ist es wichtig, nicht nur ein Buch, sondern mehrere zu schreiben. Es hat Gründe, warum bekannte Speaker und Speakerinnen in kurzen Abständen veröffentlichen.
Wenn deine Strategie steht, geht es darum, das nächste konkrete Buch zu konzipieren. Was steht drin? Für wen schreibst du es?
Wenn du über einen Verlag veröffentlichen willst, brauchst du ein Exposé – oder vielmehr mehrere Exposés, denn diese Unterlage solltest du immer ganz konkret auf den jeweiligen Verlag zuschneiden.
Bei der Entwicklung deiner Strategie, der Buchkonzeption und der verschiedenen Exposés kannst du dich unterstützen lassen: über Eins-zu-Eins-Beratungen, die in der Regel nach Stunden abgerechnet werden, und über Kurse und Workshops.
Ghostwriting
Wenn du feststellst, dass du keine Zeit zum Schreiben hast oder dass dir das Schreiben einfach nicht liegt, ist ein Ghostwriting sinnvoll. Du beauftragst also jemand anderes damit, dein Buch zu schreiben. Ein wirklich gutes Buch zu schreiben, das dir und deinem Business tatsächlich weiterhilft, mit deiner Stimme spricht, Qualität ausstrahlt, zu deiner Positionierung passt und die Zielgruppe fesselt, ist viel Arbeit. Und die muss bezahlt werden. Ein professioneller Ghostwriter oder eine professionelle Ghostwriterin arbeitet nicht für 3 oder 5 Cent pro Wort.
Welche Kosten anfallen, wenn du dein Buch schreiben lässt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Umfang, Thema, Zeitspanne, eventuell bereits vorhandenes Material … Rechne aber in jedem Fall mit einem fünfstelligen Betrag.
Lektorat und Korrektorat
Ist der Text erst einmal fertig, solltest du ihn lektorieren und korrigieren lassen. Beachte unbedingt den Unterschied: Im Lektorat stehen Inhalt, Leserführung, Sprache, Stil und Ähnliches im Vordergrund, im Korrektorat geht es um Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik.
Die Kosten für das Lektorat sind abhängig von Umfang und Thema, dem Zustand des Ausgangstexts, möglicher Abgabefristen etc. Es ist wesentlich aufwendiger, ein umfangreiches Sachbuch zu einem komplexen Wirtschaftsthema zu bearbeiten als beispielsweise einen allgemeinen Ratgeber zum richtigen Aufräumen im eigenen Zuhause. Beide Bücher sollten sauber strukturiert und verständlich geschrieben sein, bei beiden ist ein Lektorat in jedem Fall sinnvoll, beide verdienen Sorgfalt und Gründlichkeit. Aber bei einem Wirtschaftsratgeber können Spezialkenntnisse gefragt sein, die nicht jeder und nicht jede hat.
Ein Lektorat sollte immer individuell kalkuliert werden. Achte darauf, jemanden zu beauftragen, der oder die weiß, worum es beim Lektorieren geht. Lektor oder Lektorin kann sich jeder nennen und du wirst auf so „seriösen“ Seiten wie mach-du-das.de Angebote ab 1 Euro pro Seite finden (Frage: Was ist in diesem Fall eine Seite?). Zum Vergleich: Wenn ich beispielsweise ein Manuskript über Börsenstrategien in volatilen Zeiten bearbeite, nehme ich als Fachlektorin für Wirtschaft und Finanzen pro Normseite (1500 Zeichen inkl. Leerzeichen) zweistellige Beträge – abhängig von den oben genannten Faktoren (Thema, Zeit, Qualität des Ausgangstexts …). Und ich würde als Autorin – egal bei welchem Thema – bei Preisen unter 7,50 Euro pro Normseite sehr kritisch nachfragen, warum das Lektorat so billig ist.
Ein Korrektorat ist eine deutlich mechanischere Tätigkeit als das Lektorat. Aber auch hier spielt das Thema eine wichtige Rolle, etwa wenn der Text mit vielen Fremdwörtern durchsetzt ist. Hol dir auch für das Korrektorat individuelle Angebot ein. Und buche auch hier jemanden, der weiß, was er tut.
Buchsatz und E-Book-Konvertierung
An dieser Stelle sparen noch die meisten Selfpublisher und Selfpublisherinnen. Grundsätzlich kann ein Text für den späteren Buchsatz auch in Word gesetzt werden – ich kenne Verlage, die das tun. Wenn dabei allerdings keine Profis am Werk sind, sieht man, dass mit Word gearbeitet wurde. Deutlich bessere Ergebnisse erzielst du, wenn du dein Buch professionell setzen lassen. Das ist vor allem für Ratgeber wichtig, die häufig nutzwertige Elemente wie Tabellen, Grafiken, Tippkästen etc. enthalten. Gleiches gilt auch für die Konvertierung ins E-Book-Format.
Cover
Ein verkaufsstarkes Cover gilt unter Selfpublishern und Selfpublisherinnen (neben einem Lektorat und Korrektorat) als erfolgsentscheidend. Zwar ist es möglich, sich mithilfe kostenloser Vorlagen ein Cover selbst zu erstellen, aber das sind sehr einfache und – zumindest im professionellen Umfeld – nicht empfehlenswerte Lösungen.
Hier solltest du nicht sparen. Buch einen professionellen Coverdesigner oder eine professionelle Coverdesignerin. Diese setzen sich intensiv mit deinem Manuskript auseinander, arbeiten deine Vorstellungen ein und entwerfen einen echten Hingucker, der auch noch deinem Corporate Design entspricht.
Daneben entstehen noch Kosten für die Fotos, die für das Cover verwendet werden. Besprich mit deinem Dienstleister oder deiner Dienstleisterin, welche Kosten dafür auf dich zukommen können.
Technische Abwicklung
Wenn du alle Buchdaten vorliegen hast – also den lektorierten, korrigierten und fertig gesetzten Text sowie das Cover – geht es darum, diese beim jeweiligen Selfpublishing-Dienstleister wie BoD, Amazon, Epubli etc. auf den Server hochzuladen. Davor haben viele Autorinnen und Autoren Angst – die ist aber in der Regel unbegründet. Alle Dienstleister haben ein Interesse daran, dass du ihre Services nutzt, und stellen umfangreiche Hilfen zur Verfügung. Wenn du diesen Schritt dennoch nicht allein machen willst, gibt es natürlich auch hierfür Dienstleister und Dienstleisterinnen.
Marketing
Wenn du alle diese Schritte hinter sich gebracht hast, hältst du dein Buchbaby in den Händen. Nun geht es darum, dein Werk und dich als Autor oder Autorin bekannt zu machen. Hier steht dir die gesamt Klaviatur des Marketings zur Verfügung. Hol dir Unterstützung für den Buchlaunch, lass dir eine Website für deine Autorentätigkeit gestalten, eine Social-Media-Strategie entwerfen, Werbemittel wie Lesezeichen und Leseproben drucken, Pressemitteilungen schreiben etc. Hier ist (fast) alles erlaubt, was deine Fantasie sich ausdenkt. Für dein Marketing kannst du dir natürlich Hilfe vom Profi holen. Die dabei entstehenden Kosten sind ganz von deinen Ideen, Vorstellungen und Wünschen abhängig und reichen von Low Budget bis unendlich.
Und was brauchst du unbedingt für ein gutes Ergebnis?
Wenn du alle diese Dienstleistungen buchst, erhältst du am Ende ein hochprofessionell erstelltes, gestaltetes und vermarktetes Buch, das einer Verlagsproduktion in nichts nachsteht. Du fährst also bildlich gesprochen mit einem niegelnagelneuen Porsche vom Gelände – der natürlich entsprechend kostet. Um einen gut gepflegten Mittelklassewagen zu bekommen, also ein Buch, mit dem du deinen Status als Experten oder Expertin nicht gefährdest, sondern ihn förderst, solltest du zumindest ein Lektorat, ein gesondertes Korrektorat und ein professionelles Cover beauftragen.
Abb.: Raulmahón-AdobeStock
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Sehr hilfreich, dieser Artikel! Da steckt viel an Wissen drin, das man sich als angehender Buchautor sonst mühsam im Trial-and-Error-Verfahren aneignen muss. Als inzwischen „alte Häsin“ in der Branche finde ich es sehr gut, dass auch mal klar benannt wird, was Dienstleistungen rund ums Buch in vernünftiger Qualität kosten.Texter und Ghostwriter, die für Centbeträge pro Wort schreiben und Lektoren, die an Fachtexten für drei oder fünf Euro pro Seite arbeiten, müssen extrem schnell sein, um einen einigermaßen angemessenen Stundenlohn zu erzielen. Das geht zwangsläufig zu Lasten der Qualität.
„If you pay peanuts you’ll get monkeys.“ Vielleicht schreibe ich einmal einen Text, wie die Arbeiten eines Lektors, Ghostwriters etc. tatsächlich aussehen und wie viele Seiten sie bei den Minilöhnen schaffen müssten, um auf einen angemessenen Stundenlohn zu kommen. Das erklärt dann eventuell, warum sich die echten Profis weigern, für ein Taschengeld zu arbeiten.